Die
Zwieseler Sektion des Bayerischen Wald-Vereins hat das geodätische
Observatorium in Wettzell (Landkreis Cham) besucht. Weltweit
existieren nur sechs derartiger Einrichtungen.
Zum Beginn der rund eineinhalbstündigen Führung
erläuterte Dr. Eva Schroth vom Bundesamt für Kartographie
und Geodäsie den 22 Mitgliedern des Waldvereins, weshalb
die Standortwahl 1970 auf Wettzell gefallen ist: Damals gab
es in der Nähe des Eisernen Vorhangs wenig Flugverkehr.
Ideale Bedingungen für die auch heute noch durchgeführten
Lasermessungen.
Interessiert
besuchte der Zwieseler Waldverein Deutschlands einziges geodätisches
Observatorium - Foto: Schroth
So verfügt das Observatorium, in dem rund 40 Mitarbeiter,
darunter zehn der Technischen Universität München,
beschäftigt sind, über zwei Laserteleskope, mit
denen die Entfernung zum Mond sowie zu Satelliten gemessen
werden kann. Bei niedrigfliegenden Satelliten sei eine Beobachtung
oft nur wenige Minuten oder Sekunden möglich, sagte Dr.
Schroth. Gemessen werde dabei mit unsichtbaren Infrarot-Lasern
mit einer Leistung von 100 Megawatt für Satellitenmessung
bzw. zehn Gigawatt für Mondmessungen. Im Rahmen eines
Forschungsprojekts soll künftig zusätzlich ein Laser
mit sichtbarem grünem Licht zum Einsatz kommen. Die Messungen
dauerten in der Regel nur wenige Sekunden bis wenige Minuten.
Auf der nächsten Station der Führung erläuterte
Dr. Schroth das große 20 Meter-Radioteleskop, mit dem
interkontinentale Messungen im Verbund mit einem zweiten oder
mehreren Teleskopen möglich sind. Damit können beispielsweise
die Erdrotation, die Neigung der Erde, aber auch die Bewegung
der Kontinente, sog. Kontinentaldrift, beobachtet werden.
Die so gesammelten Daten und Erkenntnisse bilden die Grundlage
für Navigationssysteme wie GPS. Ergänzt wird das
System durch ein Twin-Teleskope mit jeweils 13 Metern Durchmesser.
Die Elektronik aller Radioteleskope müsse mit flüssigem
Helium auf unter -250 °C gekühlt werden, um das durch
Eigenrauschen der Elektronikverursachte Störsignal zu
minimieren, wie Dr. Schroth informierte.
Zur weiteren Ausstattung des Observatoriums gehört außerdem
ein Ringlaser, der Abweichungen der Tageslängen bis auf
0,1 Millisekunden erkennen kann, sowie ein Seismometer zur
Erdbebenmessung und eine meteorologische Station.
Unter den Teilnehmern waren auch die Waldvereinsvorstands-
und -ausschussmitglieder Martin Weinberger, Alexander Hannes,
Kuno Hackl, Leo Kolb, Ursula Mühl sowie Simone und Tamara
Stadler und Kassenprüfer Franz Schober.
Jugendwart Alexander Hannes dankte der Referentin für
die höchstinformativen Einblicke in Deutschlands einziges
geodätisches Observatorium.
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