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Landesaustellung Bier in Bayern

Bayer. Waldverein, Sektion Zwiesel besuchte die Landesausstellung Bier in Bayern in Aldersbach am 05.05.2016


An einem Ort Kirche, Kloster und Brauerei ist einzigartig und hat dazu geführt, dass die Landesausstellung an Aldersbach vergeben wurde. Auch, dass hier noch die alte Brauerei installiert ist und genutzt wird zusammen mit der modernen Brauerei ist ebenfalls einzigartig. Extra zur Ausstellung wurden zwei Sonderbiere "Pforte" und "Konvent" gebraut.

Angekommen in Aldersbach bei wolkenlos strahlend blauem Himmel und Sonne pur war der Weg zur Kirche durch den neu gestalteten Pfarrgarten nach historischem Vorbild schon das erste kleine Erlebnis. Mindestens seit 872 ist in Aldersbach eine Kirche zu Ehren des hl. Petrus nachgewiesen. Um 1120 gründete Bischof Otto von Bamberg ein Augustinerchorherrenstift. 12 Mönche aus dem fränkischen Zistersienserkloster Ebrach übernahmen 1146 Kirche und Kloster. Erstaunlicherweise gibt bereits um 1216 eine Schule für Knaben und Mädchen. 1295 errichteten die Zistersienser in Aldersbach ein Spital, sicherlich eines der ersten Krankenhäuser in Bayern. Abt Theobald I. Grad lässt 1720 das Langhaus der Abteikirche neu erbauen und durch die Gebrüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam im Stil des Rokoko mit Fresken und Stuckaturen ausschmücken. Während der Säkularisation 1803 sollte die Kirche abgerissen werden. Orgel, Glocken, Beichtstühle und Leuchter kamen nach Vilshofen. 1806 wurde die Kirche zur Pfarrkirche erhoben und dadurch gerettet.


Der Turm der Kirche wurde 1755 in der jetzigen Form gestaltet. Ende der 1970 Jahre erfolgte eine Gesamtrenovierung. Alle Sandsteinfiguren und Verzierungen wurden nachgegossen, die Originale sind im Kreuzgang aufgestellt. Bezüglich der Glocken ist zu erwähnen, dass unter den größten Geläuten im Bistum Passau das Aldersbacher Geläute an vierter Stelle steht.



Bevor man im Inneren der Kirche Einzelheiten betrachtet, sollte man die Kirche als Ganzes auf sich wirken lassen. Auffällig ist die Größe, die Helligkeit und Übersichtlichkeit des einschiffigen Saalbaus. Wie in allen Zistersienser Kirchen findet man eine hervorragende Akustik.

Das Hauptgewölbe hat einen wundervollen Schmuck von den Gebrüdern Asam erhalten. Cosmas Damian als Maler und Egid Quirin als Stuckateur. Stilistisch zeigen die Werke den Übergang vom Barock zum Rokoko. Hier in Aldersbach haben die Gebrüder Asam erstmals nördlich der Alpen die Rokokokunst eingeführt. Bei der Orgelempore zeigt Egid Quirin Asam sein geniales Können, zwei Atlantenengel tragen die schwere Last der Orgel. Das Gewölbe des Presbyteriums ist mit zwei größeren Gemälden geschmückt: Himmelfaht Christi und Sendung des Hl. Geistes. Die Altarbilder der Seitenaltäre Marienaltar, St. Johannes Altar, Dreikönigs-Altar, Öttinger Altar, Walburgis-Altar, St. Ursula-Altar, Schutzengel-Altar und Magdalenen-Altar stellen links Mariae Heimsuchung und rechts die Kreuzabnahme dar. Beim Ursula-Altar steht die wundervolle Skulptur des "Jonas im Maul des Walfisches" von Joseph Deutschmann. Dieser Passauer Künstler vollendete die formenreiche Kanzel, die in Holz ausgeführt und reich vergoldet ist. Den Schalldeckel krönt die Figur des Johannes des Täufers. Die allegorischen Figuren der vier damals bekannten Erdteile Asien, Europa, Afrika und Amerika umgeben ihn. Sehenswert sind auch die aus Nussbaum furnierten und mit Einlagen geschmückten Beichtstühle. Auch die beiden Puttenpaare von Joseph Deutschmann an zwei Beichtstühlen sind interessant: der Engel des Gerichts hat einen Stöpsel im Mund, bedeutet wohl "du hast jetzt still zu sein, über dich wird gerichtet."

Das Chorgestühl ist eine hervorragende Spätrokokoarbeit in Nussbaumholz furniert und mit Intarsien geschmückt. Die Kunstschreinerarbeit stammt von Pater Griessemann.


Der Hochaltar beherrscht als Schlusspunkt das Kircheninnere. Dargestellt ist die heiligste Dreifaltigkeit umgeben von 88 Engeln. Der Altar ist in Holz geschnitzt und in hellen Marmortönen gefasst. Er ist eine Schöpfung des Passauer Bildhauers Mathias Götz.

Die allegorische Darstellung aus der Renaissancezeit im Hochaltarbild von Mathias Kager, genannt Laktatio, stellt den heiligen Bernhard kniend vor der Mutter Gottes dar und wird von der Milch der Weisheit aus ihrer Brust genährt.


Überwältigt von der Pracht der Gemälde- und Stuckarbeiten verharrte noch mancher im stillen Gebet in dieser wundervollen Kirche. Tief beeindruckt verließ die Gruppe dieses Kleinod Asam'scher Fresken- und Stuckarbeiten.

Bildung macht hungrig. Im Restaurant Klosterhof stand das Essen bereit, eine Auswahl einfacher Gerichte, die vorzüglich schmeckten. Dann war es an der Zeit die Landesausstellung "Bier in Bayern" 500 Jahre Reinheitsgebot zu besichtigen. Vorgesehen war keine Führung, sodass jeder nach eigenem Empfinden mal kürzer oder länger verweilend bei den einzelnen Stationen haltmachen konnte.

Beeindruckend sind gleich anfangs zwei Wände aus Bierkrügen von Brauereien aus Bayern, die einen Einblick in die Vielfalt noch bestehender Braustätten geben. Gab es im Jahre 1905 knapp 5000 gewerbliche Braustätten, so waren es im Jahre 2014 nur noch 616 Brauereien. 1905 wurden 18 Millionen Hektoliter, 2014 / 22,8 Millionen Hektoliter gebraut. Die Zeiten haben sich geändert, die Technik hielt Einzug: weniger Brauereien produzieren mehr Hektoliter.

Herausragend aus der Ausstellung sind die (ur-) alten reich verzierten Bierkrüge und die Betonung auf "gemütliche Wirtshauskultur" mit z.B. dem Ausspielen der Maß auf der Tischkegelbahn oder das Sitzen im Biergarten. All dies stellt die bayerische Eigenart von "leben und leben lassen" hervorragend dar. Fiktiv seinen Rausch in einer Zelle auszuschlafen war auch möglich, ebenso sich mit einer Rauschbrille diesen Zustand nachzuempfinden. In einem anderen Raum befinden sich wiederum Vitrinen, in denen sich die Bierzutaten nicht nur sehen sondern auch riechen lassen.

Der eigentliche Anlass der Ausstellung - das Reinheitsgebot - besteht nur aus 2 Blätter Papier.
Ein sehr, sehr wertvolles Dokument !

Leicht zu übersehen ist am Ende der Ausstellung ein prachtvoll ausgemalter Brauereiraum. Der Saal ist nicht saniert und man sieht, welchen Aufwand es bedarf ein so altes Gebäude zu erhalten. Insgesamt wurden für Sanierung und Landesausstellung 30 Millionen Euro ausgegeben.

Nach dem Rundgang durch die Ausstellung konnte noch der Klostergarten mit neu gestalteter Seebühne und der Kreuzgang mit den Original-Sandsteinfiguren besichtigt werden. Auch reichte die Zeit noch für einen kurzen Spaziergang durch den nach historischem Vorbild neu gestalteten Pfarrgarten mit Brunnen und rundum Sitzgelegenheiten.

Was natürlich zum Ende eines solchen Tages nicht fehlen durfte: eine Brotzeit im Bräustüberl. Das Bräustüberl hat Tradition, hier darf man die Brotzeit mitbringen. Das Asamstüberl war reserviert. Die Brotzeit - selbstverständlich mitgebracht - bestehend aus Käse, Salami und Radieserl wurde vom Verein gesponsert, ebenso die frisch gebackenen Brezn waren ein unbeschreiblicher Genuss. Nicht zu zählen wie viele Brezn vertilgt wurden. Das Bier musste jeder selbst an der Schenke holen.
Das war ein schöner gemütlicher Ausklang. Ein Prost auf diesen "Kultur-Bier-Tag" !!

Auf der Heimfahrt spendierte unser Busfahrer Ed noch ein Schnapserl. Hierfür ein Danke.

Zur Info: Orgelkonzerte zugunsten der Kirchensanierung finden zwischen Mai und Oktober statt. Am 07.08.2016 spielt Peter Kreutzer, Organist an der Zwieseler kath. Kirche, in der Aldersbacher Kirche. Der Eintritt ist frei, Spenden erbeten.

 

Ein Jahr geht übers Waldgebirg