Waldverein unternimmt Brauereiführung
Waldverein unternimmt Brauereiführung - Dampfbier als
Zwieseler Kulturgut
Zwiesel. Der Bayerische Wald-Verein steht für Kultur-
und Brauchtumspflege. Die Zwieseler Sektion des Bay. Wald-Vereins
hat sich kürzlich mit einem besonderen Zwieseler Kulturgut
befasst und eine Führung durch die 1. Dampfbierbrauerei
unternommen.

Auf Einladung der Jugendgruppe zeigte Brauereichefin Elisabeth
Pfeffer den Mitgliedern des Waldvereinsausschusses, darunter
1. Vorsitzender Egon Thum und Schriftführerin Marianne
Hirschbold, Jugendwart Alexander Hannes und Ausschussmitglied
Ursula Mühl, den in der fünften Generation geführten
Familienbetrieb und lüftete einige Geheimnisse rund um
die Brauerei. "Wir haben die Brauerei in den letzten
Jahren immer mehr für Besucher als offene Brauerei'
gestaltet", stellte Pfeffer vor der Führung im Schalander
heraus: Die Bezeichnung "Schalander" etwa beschreibe
einen Nebenraum der Brauerei, der früher als Aufenthaltsraum
für die Brauereiarbeiter diente. Vorab bekamen die Waldvereinsmitglieder
einige grundlegende Informationen zur Braukunst. Angefangen
beim 1516 erlassenen Reinheitsgebot, wonach Bier nur aus Malz,
Hopfen und Wasser gebraut werden dürfe. Schwieriger gestaltete
sich die Frage, was den eigentlich "Malz" sei. Malz
ist getrocknetes Getreide und könne aus Gerste, Weizen,
Roggen oder Dinkel bestehen, klärte Elisabeth Pfeffer
auf. "Der Grad der Trockenheit bestimmt die Farbe des
Bieres und die Menge die entsprechende Stammwürze",
beschrieb sie vereinfachend den Brauprozess. Für das
Vollsortiment der Dampfbierbrauerei werde Gerstenkorn aus
Regensburg und Hopfen, der für den Geschmack und die
Bitterkeit sorge, aus der Hallertau verwendet. Für das
Dampfbier werde vergleichsweise wenig, für Pils beispielsweise
relativ viel des teuren Hopfens verwendet, so die Brauereichefin.
Nicht im Reinheitsgebot enthalten und dennoch unverzichtbar
sei die Hefe.

Nächste Station der Führung war das durch seine
markanten Kessel unschwer erkennbare Sudhaus. Dort wird das
geschrotete Malz mit Brauwasser in der Sudpfanne zur Maische
vermischt und erhitzt. Im Läuterbottich werden anschließend
Malztreber und die (flüssige) "Würze"
getrennt. Letztere wird im nächsten Schritt in der Sudpfanne
mit dem Hopfen versetzt und gekocht. "Die Treber werden
an örtliche Landwirte als hochwertiges und nährstoffreiches
Tierfuttermittel abgegeben", so Pfeffer. Die Würze
wird anschließend in den sogenannten Whirlpool geleitet,
dort wird das Malzeiweiß entzogen und im Würzekühler
von rund 100 auf ca. sechs Grad gekühlt, bevor im Gärkeller
die Hefe zugegeben wird. Hefe unterteile man in obergärige
und untergärige Sorgen, die wie der Name vermuten lässt
auf der Oberfläche schwimmen oder sich unten absetzen.
Während des Gärprozesses bildet sich Schaum, der
bei der offenen Gärung in der Dampfbierbrauerei täglich
per Hand abgehoben wird. "Dieses sehr arbeitsintensive
Verfahren der offenen Gärung wird nur noch bei kleinen
Handwerksbrauereien angewendet. Dadurch bekommt das Bier eine
sehr viel feinere Bittere", betont Pfeffer. Das "Jungbier"
lagere im Gärkeller rund sieben Tage und "reife"
schließlich noch vier bis fünf Wochen im Lagerkeller
ehe es mit Kieselgur sanft filtriert und abgefüllt wird.
Überregional bekannt sei die Brauerei laut Pfeffer vor
allem wegen des Dampfbieres, welches jedes Jahr auf der Grünen
Woche in Berlin präsentiert werde. "Durch die Vermarktung
tragen wir ein Stück dazu bei, dass Urlauber auf Zwiesel
aufmerksam gemacht werden", sagt die Pfeffer, die auch
häufig von Urlaubsgästen auf überregionale
Messepräsentationen angesprochen werde.
Der Name "Dampfbierbrauerei" bezog sich im Gründungjahr
1889 auf den damals modernen Einsatz einer Dampfmaschine.
Der Name "Dampfbier" hingegen war dem Brauprozess
geschuldet: Bei der Gärung des obergärigen Dampfbiers,
für das Gerstenmalz verwendet wird, entsteht eine starke
Kohlensäurebildung die das Bier "dampfen" lässt.
Heute produziert die Dampfbierbrauerei jährlich 15 Hektoliter
aller gängigen Sorten und beschäftigt 20 Mitarbeiter.
Elisabeth Pfeffer bedankte sich abschließend für
das Interesse des Zwieseler Waldvereins für die Führung,
Jugendwart Alexander Hannes bedankte sich seinerseits für
die Einblicke in die Traditionsbrauerei. Den Abend ließen
die Waldvereinsmitglieder gemeinsam am Zwieseler Christkindlmarkt
ausklingen.
Text: Hannes Alexander
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